12.6.2019
4. Frage: Wie ist es mit den Programmrichtlinien (Unabhängigkeit) vereinbar, dass Kristin Helberg, die die gewaltaffine "Adopt a Revolution" unterstützt und ein Einreiseverbot in Syrien hat, Beiträge für den öffentlich-rechtlichen Sender DLF über den Syrienkrieg erstellt?
5. Frage: Warum nützt der DLF stattdessen nicht die Korrespondenten des ARD-Nahost-Studios in Kairo, um Beiträge über den Syrienkrieg zu erstellen und vertritt somit auch den Aspekt der Wirtschaftlichkeit, da dann ja kein Extrahonorar für diese Berichte anfällt?
weiter im Beitrag schreibt Kristin Helberg:
"Inzwischen kommt die Gefahr für das Gesundheitswesen aus der Luft. Unterstützt von russischen Kampfjets hat das Regime nach UN-Angaben mindestens 24 medizinische Einrichtungen angegriffen. Dagegen sei kein einziges HTS-Büro getroffen worden, betont Akram al-Ahmad. Das Regime bekämpfe folglich keine Terroristen, sondern die zivile Verwaltung von Idlib. Für den Journalisten sind Assad und HTS die zwei Seiten der gleichen Medaille."
Das stimmt nicht und wäre außerdem vollkommen widersinnig. Die HTS-Söldner haben in den letzten Monaten ständig aus Idlib heraus Stellungen der Syrischen Armee, der russischen Basis in Hmeimim und Nachbarorte mit Raketen, Mörsergranaten und von Drohnen aus beschossen. Die syrische und die russische Armee würde dann ihre eigenen Leute nicht schützen, würden sie keinen Terroristenstellungen in Idlib bombardieren, und es sind bereits 1000 HTS-Söldner ums Leben gekommen, aber im Gegenzug auch syrische Armeemitglieder und viele Zivilisten in Ortschaften um Idlib, die von den islamistischen Söldnern beschossen werden.
"Gefragt, warum Krankenhäuser angegriffen würden, zeigt Abud F., Angehöriger einer Miliz, die in Sukailabija der syrischen Armee unterstellt ist, jW auf seinem Handy Aufnahmen einer Überwachungsdrohne vom Ort Kalat Al-Mudik. »Das hier ist ein Krankenhaus, und hier ist eine Schule«, erklärt er und vergrößert dann eine direkt neben den Gebäuden wehende Fahne der Nusra-Front. »Nusra macht Schulen und Krankenhäuser zu ihren Stützpunkten. Die syrische Armee greift nur dort an, wo diese Fahnen wehen und von wo die Raketen auf uns abgeschossen werden."
https://www.jungewelt.de/artikel/354301.syrien-kämpfe-um-idlib.html
6. Frage: Wie kann Helberg Akram al-Ahmad als "Journalist" bezeichnen, da doch alle Reporter in Idlib entweder gekidnappt oder ermordet werden, wie Recherchen von Reportern undercover in Idlib ergeben haben?
7. Frage: Wenn ja, wie hat er die von Helberg zitierte Aussage getätigt? Hat Helberg ein Interview mit ihm geführt und das aufgezeichnet? Wenn ja, wie, wo und wann? Kann ich dieses Interview sehen?
8. Frage: Kann ich auch mit Akram al-Ahmad sprechen?
9. Frage: Wenn der Sender weiterhin auf Beiträge von Kristin Helberg besteht, warum bekommen die Rezipienten des DLF dann nicht auch Berichte von Frau Karin Leukefeld, die die einzige akkredierte deutsche Journalistin in Syrien ist und regelmäßig direkt aus Syrien berichtet?
Ich bitte Sie um eine Eingangsbestätigung meines Schreibens und bitte um Beantwortung meiner Fragen in einem angemessenen Zeitrahmen.
Mit freundlichen Grüßen
Bernhard Moser
Sehr geehrter Herr Moser,
bitte entschuldigen Sie die verspätete Eingangsbestätigung. Wir haben Ihre Mail im Gremienbüro erhalten und diese an die entsprechende Stelle im Haus weitergeleitet. Von dort erhalten Sie nach Bearbeitung eine Antwort.
Mit freundlichen Grüßen
Sabine Lebahn
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Deutschlandradio
Sabine Lebahn
HA Intendanz
Gremienbüro
T +49 221 345-2112
F +49 221 345-4805
gremienbuero@deutschlandradio.de
Deutschlandradio
Raderberggürtel 40
50968 Köln
deutschlandradio.de
26.6.2019
Sehr geehrter Herr Moser,
in Ihrer Mail vom 12. Juni kritisieren Sie die Berichterstattung von Kristin Helberg über Syrien exemplarisch an dem Beitrag „Idlib – Helfer zwischen allen Fronten“, der in der Deutschlandfunk- Sendung „Eine Welt“ gelaufen ist.
Sie sprechen Ihr eine neutrale und sachkundige Berichterstattung ab und werfen Ihr vor, eine Aktivistin zu sein.
All diese Vorwürfe weise ich als unbegründet zurück.
Sie wissen so gut wie ich, dass es angesichts der oft unübersichtlichen Lage in Krisengebieten kaum möglich ist, die eine, ultimative Wahrheit zu finden. Daher sind unsere Autorinnen und Autoren bemüht, sich ihrem Thema so objektiv wie möglich zu nähern. Dabei sind sie den hohen journalistischen Standards verpflichtet, die wir an unsere Arbeit ansetzen. Ich habe keinen Zweifel daran, dass auch Frau Helberg entsprechend arbeitet.
Zunächst ist festzuhalten: Weil das ARD-Studio in Kairo sehr häufig über Syrien berichtet, spricht aus Sicht der Redaktion nichts dagegen, auch freie Journalistinnen und Journalisten um Berichterstattung zu bitten, denn dies gewährleistet programmliche Vielfalt.
An der Expertise von Kristin Helberg hat die Redaktion keinen Zweifel, dass sie ihre Gesprächspartner in Berlin getroffen hat, wird im Beitrag deutlich gesagt.
„…befürchtet Sophie Bischoff von der Initiative Adopt A Revolution. Sie steht von Deutschland aus in engem Kontakt mit zivilgesellschaftlichen Partnern in Idlib…“
„…sagt Akram al-Ahmad bei einem Gespräch in Berlin…“
Die Äußerungen der Interviewpartner sind als solche gekennzeichnet.
In der Berichterstattung auch auf die Rolle der syrischen Zivilgesellschaft zu schauen, ist journalistisch nachvollziehbar und macht Frau Helberg nicht zu einer Aktivistin.
Ihre Einschätzung der Arbeit von „Adopt A Revolution“ kann ich nicht teilen. Dafür, mit dieser Organisation über die Situation in Syrien zu sprechen, gibt es gute Argumente. „Adopt A Revolution“ kennt durch ihre Arbeit die syrische Zivilgesellschaft und ihr Engagement für Freiheit und Demokratie so gut wie kaum eine zweite in Deutschland. Da ihre Mitarbeiter (wie im Beitrag geschildert) in engem Kontakt zu Aktivisten vor Ort stehen, sind sie naheliegende Ansprechpartner für eine Beschreibung der Lage in Idlib.
Ich bin überzeugt, dass es gelungen ist, mit diesem Beitrag das große Bild über die Lage in Syrien um einen weiteren Aspekt zu ergänzen und unsere Hörerinnen und Hörer gut und sachlich zu informieren.
Mit freundlichen Grüßen
Stefan Raue
Deutschlandradio
Intendant
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F +49 221 345-4800
Deutschlandradio
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deutschlandradio.de
27.6.2019